Bürgerdialog in Tengen: Region gestalten

DenkRaumBodensee befragte Bürger über ihre Wünsche und ihre Sichtweise zu Themen wie Tourismus, Verkehr, Landwirtschaft und Kultur. Einer dieser Bürgerdialoge fand in Tengen-Blumenfeld statt. Bürger aus verschiedenen Tengener Teilorten und Altersgruppen sollen breiten Einblick in die Wahrnehmung der Region möglich machen.

Elf Teilnehmer waren der Einladung von DenkRaumBodensee ins Blumenfelder Rathaus gefolgt, um sich Gedanken darüber zu machen, wie das Leben in der Bodenseeregion ist – und in welche
Richtung es geht. Moderatorin Kerstin Lubetz zeigt sich insbesondere überrascht über die Vielzahl junger Teilnehmer: „Die Hälfte der Teilnehmer war unter 40. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich so viele junge Menschen an einem Samstagmittag Zeit nehmen für einen Bürgerdialog.“ Einer davon war Philipp Schöner (38) aus Tengen. Er erläutert, warum ihn die Veranstaltung interessiert hat: „Ich wollte wissen, was sich dahinter verbirgt. Und ich nehme viele neue Impulse mit, die mir sonst im Alltag nicht so bewusst geworden wären. Zum Beispiel merke ich jetzt, wo anderen Generationen der Schuh drückt.“ Ähnlich sieht es Anna Stihl (30) aus Tengen: „Ich wurde sehr überrascht von dem Nachmittag und gehe bereichert wieder nach Hause.“

„Sanfter Tourismus“, war eines der Themen, über das im Blumenfelder DenkRaum im Rathaus nachgedacht wurde. „Es gehört zu unserer Kultur, dass es in jedem Dorf ein Gasthaus gibt“,
erläutert Moderatorin Kerstin Lubetz. Jedoch schließt ein Gasthaus nach dem anderen. In immer mehr Dörfern gibt es kein Wirtshaus mehr. „Die Teilnehmer waren sich einig darüber, dass Tengen den Tourismus braucht. Denn nur dadurch können Gasthäuser überleben“, fasst Lubetz zusammen. Andererseits fürchte man sich davor, dass Touristen die Region überrollen und etwa zu viel Müll in der Natur hinterlassen. Ein weiteres Thema war der Verkehr. Beate und Ulrich Ritzi wünschten sich beispielsweise einen durchgehenden Radweg von Tengen nach Engen oder Singen. Beide sind begeisterte E-Bike-Fahrer und kennen die Tücken, die sich für die Radler in der Region ergeben. Viele Emotionen weckte das Thema Landwirtschaft. „Die Schweizer Landwirte kaufen in Tengen landwirtschaftlichen Grund“, fasst die Moderatorin zusammen. Das Problem bestehe darin, dass einerseits die schweizer Kaufkraft höher ist und die Deutschen nicht mehr mitbieten können. Aber dass andererseits die Deutschen höhere Anforderungen erfüllen müssen als die Schweizer. Beim Thema Kultur waren sich die Teilnehmer einig, dass es dies- und jenseits der Grenze zahlreiche interessante Angebote gebe. Aber dass man viel zu wenig voneinander wisse. „Leider fehlt ein Element, das die verschiedenen Regionen vernetzt“, erläutert etwa Teilnehmer Philipp Schöner. Dies könne zum Beispiel über eine App geschehen, die über die Grenzen hinweg über kulturelle Angebote informiere.

DenkRaumBodensee befragt Bürger in verschiedenen Teilen der Bodenseeregion. Fragen sind: Wie soll die Bodenseeregion aussehen, damit ich in 20 Jahren gerne hier lebe? Was ist mir wichtig? Wie kann eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktionieren? Für die Bürgerdialoge werden jeweils etwa ein Dutzend Menschen aus einer Region ausgewählt. In Tengen nahmen 11 Bürger teil. Die Teilnehmer Beate und Ulrich Ritzi aus Tengen-Büßlingen etwa zeigten sich überrascht, dass DenkRaumBodensee bis in die Region Tengen denkt. Weitere Orte, an denen solche Bürgerdialoge stattfanden: St. Gallen, Konstanz, Romanshorn, Dornbirn. DenkRaumBodensee ist ein unabhängiges Projekt von sechs Hochschulen und Forschungseinrichtungen, sowie der
Internationalen Bodensee-Hochschule IBH in Kreuzlingen.

Quelle: Uli Zeller, Südkurier vom 17.1.2020
Bild: Uli Zeller