Kulturerbe

Das Jahr 2018 wurde von der Europäischen Kommission zum „Europäischen Kulturerbejahr“ ausgerufen und unter das Motto „Sharing Heritage“ gestellt. Die internationale Bodenseeregion verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Erbe, sowohl materielles wie auch immaterielles Kulturerbe. Zu dem von der UNESCO ausgezeichneten materiellen Kulturerbe zählen beispielsweise der Stiftsbezirk St.Gallen, die Klosterinsel Reichenau oder die Prähistorischen Pfahlbauten im Alpenraum. Immaterielles Kulturerbe aus der Bodenseeregion wurde u.a. in die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufgenommen, wie z.B. die Appenzeller Volksmusik, die Ermatinger Groppenfasnacht oder das Kinderfest in St.Gallen. Auch in den nationalen Listen des immateriellen Kulturerbes für Österreich und Deutschland wurden Elemente aus der Bodenseeregion aufgenommen, wie z.B. der Funkensonntag in Vorarlberg oder die schwäbisch-alemannische Fasnacht. Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Denkmäler, Traditionen und Feste, die wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes der Bodenseeregion sind, auch wenn sie bislang noch nicht über eine Auszeichnung verfügen.

Auszeichnungen tragen dazu bei, die Bekanntheit des Kulturerbes und der Kulturerbestätten zu erhöhen. Bei Einheimischen wächst das Bewusstsein für die Kulturerbestätten oder kulturellen Aktivitäten in ihrer Region. Für Ferien- und Tagesgäste haben Kulturerbestätten eine grosse Attraktivität und ziehen auch internationales Publikum an. Der Europäische Rat nennt ausdrücklich als die wichtigsten Ziele dieses europäischen Jahres die Förderung der kulturellen Vielfalt und des sozialen Zusammenhangs wie auch die Hervorhebung des wirtschaftlichen Beitrags im Zusammenhang mit dem kulturellen Erbe. Für die Vereine, Kultureinrichtungen, Städte, Gemeinde, Regionen und die heimische Wirtschaft ergibt sich hieraus ein Spannungsfeld: Wie kann das kulturelle Erbe in seinen Grundelementen langfristig geschützt werden? Wie gehe ich mit den Bedürfnissen der Besucher an eine Nutzung des kulturellen Erbes um? Wann werden Grenzen überschritten, die das kulturelle Erbe gefährden? Welche Bedeutung haben kulturelle Traditionen für die regionale Identität der Bevölkerung und was verändert sich hier durch Bevölkerungswanderungen?

DenkRaumBodensee nahm das Europäische Kulturerbejahr zum Anlass und lud Akteure der Bodenseeregion, die sich in diesem Spannungsfeld bewegen, zum Dialog. Am 3.12.2018 trafen sich rund 40 Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen, Verwaltung, Kultureinrichtungen, Vereinen und der Tourismuswirtschaft, um ¨über das kulturelle Erbe der Bodenseeregion im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz, Tourismus und regionaler Identität zu diskutieren. Prof. Dr. Markus Tauschek, Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg führte mit seinem Beitrag „Kulturelles Erbe – Herausforderungen, Instrumentalisierungen, Potenziale“ in das Thema ein. Es folgten Kurzstatements aus Sicht regionaler Akteure:

  • Aus Sicht einer Kulturerbestätte: Dr. Dora, Stiftsbibliothekar, Stiftsbezirk St.Gallen
  • Aus der Sicht des Volkstheaters: Prof. Liliana Heimberg, Zürcher Hochschule der Künste
  • Aus Sicht des Denkmalschutzes: Dr. Hansjörg Brem, Kantonsarchäologe, Kanton Thurgau
  • Aus der Sicht eines Museums: Michael Fuchs, Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein

Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Jörg Maria Ortwein, Direktor des Vorarlberger Landeskonservatoriums.

Aus dem DenkRaumDialog heraus wurde ein IBH-Regionalprojekt zum Thema „Das immaterielle Erbe der Bodenseeregion: Mobilität, Immobilität und gesellschaftlicher Wandel“ beantragt und bewilligt.

 

Grenzgänger Wissenschaft

Die Bodenseeregion wandelt sich. Globalisierung, technologischer Fortschritt, Demographie, Digitalisierung, aber auch Klimawandel und Urbanisierung prägen die Zukunft der Region.
Am Wissenschafts-Talk der Reihe Grenzgänger Wissenschaft beschäftigten sich die Wissenschaftler an diesem Abend mit Fragen wie: Welchen Einfluss hat der Tourismus auf das kulturelle Erbe? Wie werden sich die Städte in der Zukunft verändern und was bedeutet das konkret für Konstanz und Kreuzlingen?

Die Referenten

Dr. Özkan Ezli, Literatur- und Kulturwissenschaftler Universität Konstanz, und Lukas Peer, Musikdozent Pädagogische Hochschule Thurgau, brachten als Podiumsgäste ihre wissenschaftlichen Perspektiven zu diesem Thema ein. Özkan Ezil befasst sich bei seinen Studien mit dem Verhältnis und Spannungsfeld von kulturellen Prägungen und historischen und gesellschaftlichen Prozessen oder auch mit dem Verhältnis von Integration und ästhetischen und politischen Erzählungen. Lukas Peer lehrt zu spartenübergreifender Kulturvermittlung und interkulturellem Musikunterricht. Sein Anliegen ist es, «kulturell relevante Musik» im Unterricht zu verwenden und sich mit der stilistischen, weit offenen Musikgeschichte zu beschäftigen und kulturelle Verwandtschaften und Verbindungen zwischen Orient und Okzident aufzuzeigen.

Moderiert wurde der vielseitige und spannende Abend von Dr. Roland Scherer, Direktor des Forschungszentrums Regionalwissenschaft Universität St. Gallen.

 

Wissenslandkarte „Kultur und kulturelles Erbe“