Governance

Schon seit 20 Jahren setzen sich öffentliche Verwaltungen mit dem Thema „E-Government“ auseinander. In jüngster Zeit wird intensiv über „Smart Government“ diskutiert. Handelt es sich hierbei nur um den viel zitierten alten Wein in neuen Schläuchen? Ein neuer, modern klingender Begriff für eine schon länger stattfindende Entwicklung?

Wir gehen davon aus, dass die öffentliche Verwaltung aktuell mit grundlegenden Veränderungsprozessen konfrontiert ist. Die zunehmende Digitalisierung wird das Verständnis von Verwaltung entscheidend beeinflussen und frühere Konzepte in Frage stellen. Ging es bei E-Government vor allem darum, analoge Verwaltungsprozesse durch digitale zu ersetzen, wird beim Smart Government versucht, Verwaltung grundsätzlich neu zu denken. Im Zentrum stehen Daten. Daten werden gesammelt (z.B. über das Internet der Dinge IoT), verbunden, analysiert und als Basis für neue Leistungen verwendet. Der Kreativität in Bezug auf neue Angebote sind kaum Grenzen gesetzt. Netzwerke aus privaten und staatlichen Akteuren sind daher besonders gut geeignet, das Portfolio öffentlicher Leistungen neu zu denken und konkrete Angebote zu entwickeln. Funktionalitäten, d.h. der Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger, stehen dabei im Mittelpunkt der Anwendungen.

Auch in der Bodenseeregion sind öffentliche Verwaltungen – gerade in Städten und Gemeinden – mit den Herausforderungen, die aus der Digitalisierung resultieren, konfrontiert. Einzelne Städte engagieren sich bereits stark im Bereich des Smart Government und können auf Erfahrungen zurückgreifen. Andere haben sich mit diesem Thema bisher nur wenig auseinandergesetzt. Innerhalb der Region findet kaum Austausch statt, bei dem Erfahrungen geteilt und Ideen für neue Angebote ausgetauscht werden können. DenkRaumDialog will eine Plattform für den Wissenstransfer sowohl zwischen Städten als auch zwischen Forschung und Praxis bieten. Der DenkRaumDialog soll darüber hinaus auch dazu dienen, Ansatzpunkte für eine weiterführende Diskussion dieses Themas in der Bodenseeregion zu identifizieren.

Am 6.7.2018 trafen sich 25 Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen und Hochschulen sowie grenzüberschreitenden Institutionen und Netzwerken zum Erfahrungsaustausch. Folgende Zielsetzung stand dabei im Vordergrund.

  • Grenzüberschreitender Dialog zwischen Forschung und Praxis über aktuelle und zukünftige Anforderungen, Chancen und Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung durch die Digitalisierung
  • Identifizierung des (möglichen) Handlungsbedarfs für eine umfassende Einführung von Smart Government in der öffentlichen Verwaltung in der Bodenseeregion

Als Ergebnis der Veranstaltung haben mehrere teilnehmende Hochschulen und Gemeinden einen Antrag beim Interreg V-Programm „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“ gestellt, um das Thema gemeinsam weiter zu bearbeiten. Das Projekt „Smart Government Akademie Bodensee„, an dem neun Städte und Gemeinden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und vier Hochschulen beteiligt sind, wurde 2019 bewilligt. Im Rahmen des Projektes findet jährlich der Smart Government Day statt. Er bringt Entscheidungsträger und -trägerinnen aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.

Wissenschaftskongress 2021 „Digitalisierung und Politik“

Die Digitalisierung ist Treiber und Resultat des technologischen Fortschritts und der digitalen Transformation der Gesellschaft, die auch vor der Politik nicht Halt macht. Die «Politik der Digitalisierung» und die «Digitalisierung der Politik» gehen Hand in Hand. Gemeinsam mit dem Smart Government Lab der Universität St.Gallen und Think Tank Thurgau veranstaltete DenkRaumBodensee 2021 den Wissenschaftkongress „Digitalisierung und Politik“ undbeleuchtete die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Politik und die politischen Prozesse. In der Dezemberausgabe 2021 des akzent-Magazins veröffentlichen Matthias Mölleney und Simone Strauf den Beitrag „Erst am Anfang – Chancen der Digitalisierung für demokratische Prozesse“, der auf den Erkenntnissen des Wissenschaftskongresses basiert. Weitere Informationen und Bilder vom Kongress finden Sie hier sowie im Film.

Welchen Stellenwert hat die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg derzeit in der Bodenseeregion? Werden Kirchtürme und Grenzzäune wieder höher? Mit welchen Herausforderungen ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit aktuell und zukünftig konfrontiert, und wie sieht eine wünschenswerte Struktur einer grenzüberschreitenden Governance für die Bodenseeregion aus?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt unserer neuen Publikation, in der nach einer wissenschaftlichen Einordnung zwölf Expert:innen aus vier Ländern und unterschiedlichen Fachbereichen im Interview zu Wort kommen und ihren persönlichen Blick auf die aktuelle Situation in der Bodenseeregion werfen.

Roland Scherer; Simone Strauf (Hrsg.) (2021): Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: damals 

Wissenslandkarte „Smart Government“