Brain Drain

Eine der grössten Herausforderungen für die internationale Bodenseeregion ist die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Bereits heute bestehen in diesem Bereich große Defizite und die regionale Wirtschaft kann den Fachkräftebedarf nicht mehr aus dem regionalen Arbeitskräftepotenzial decken. Der Fachkräftemangel bezieht sich dabei auf alle Qualifikationsstufen und -arten, fast alle Wirtschaftsbranchen sind davon betroffen. Gleichzeitig verfügt die Bodenseeregion über ein sehr großes Angebot an Bildungseinrichtungen. Allein die 27 Mitgliedshochschulen der IBH bilden rund 115’000 Studierende aus. Dennoch wird sich Problematik des Fachkräftemangels weiter verschärfen. Die Gründe dabei sind vielfältig und resultieren u.a. aus dem demografischen Wandel, dem Wertewandel der jüngeren Generation und der bereits heute feststellbaren Abwanderung junger Menschen in die metropolitanen Räume. Gleichzeitig wird es immer schwieriger werden, qualifizierte Fachkräfte von ausserhalb der Bodenseeregion trotz vorhandener attraktiver Arbeitsplätz für die Region zu gewinnen. Inwiefern gelingt es den Hochschulen den Bedarf an akademischen Fachkräften in der Region zu decken? Und falls dies nicht der Fall ist, was sind die Gründe dafür? Viele Absolvent*innen verlassen nach ihrem ersten oder zweiten Abschluss die Region. Warum und was kann wer dagegen tun? Die Gründe hierfür liegen u.a. in der zunehmenden Konkurrenz mit anderen Regionen, aber auch im Image der Region, das primär durch den Tourismus und weniger durch seine Wirtschaft und seine High-Tech-Kompetenzen geprägt ist.

DenkRaumBodensee führte gemeinsam mit der Universität Konstanz eine Umfrage bei Studierenden an Hochschulen in der Bodenseeregion zur Wohnortwahl nach Studienende durch. Im Ergebnis zeigt sich, dass den Studierenden ein Kompromiss mit Lebenspartner*in und die Nähe zu Familie und Freunden deutlich wichtiger sind, als Job-Sicherheit oder das Gehaltsniveau.

Am 13.09.2019 lud DenkRaumBodensee zu einem DenkRaumDialog „Brain Drain am Bodensee“ nach Bregenz ein. Rund 30 Expertinnen und Experten aus Hochschulen, Arbeitsmarktverwaltungen, Wirtschaftsförderungen und Unternehmen diskutierten, wie es gelingen kann, dem Brain Drain am Bodensee wirkungsvoll zu begegnen. Im Fazit waren sich alle einig: „Job alleine reicht nicht – das Gesamtpaket muss stimmen“

In 2022 wird das Thema im Rahmen eines „DenkRaumTransfers Brain Drain“ vertieft bearbeitet. Als Vorbereitung wurde 2021 eine Umfrage bei Studierenden zur Wahl des Studien- und Wohnortes und der Präferenzen bezüglich der Wohnortwahl nach Studienende durchgeführt. An der Umfrage haben sich mehr als 2‘300 Studierende beteiligt. Ergänzend wurden Auswertungen öffentlicher Statistiken zur Studierendenmobilität vorgenommen und visualisiert. Die Ergebnisse werden publiziert und fliessen in den geplanten DenkRaumTransfer ein.